Digitaler Euro: Was die EZB wirklich vorhat – und was es für dich bedeutet

Euro-Banknoten und Münzen liegen auf einem Holztisch, daneben ein Kartenlesegerät mit Kreditkarten im Hintergrund. Eine rostige Eisenkette liegt symbolisch auf den Geldscheinen und verdeutlicht den Übergang von Bargeld zu digitaler Zahlung.

Man muss die EZB bewundern. Wirklich. Während halb Europa über Migration, Energiepreise oder Staatsfinanzen stolpert, sitzen in Frankfurt ein paar hartgesottene Visionäre, die nichts weniger vorhaben als das Geldwesen neu zu erfinden. „Digitale Zukunft“, „Innovation“, „europäische Souveränität“ – das ganze Arsenal der politischen Zauberwörter wird gezündet. Und als Krönung: eine 1,3-Milliarden-Nummer, die selbstverständlich kein Mensch gewählt hat, aber alle bezahlen sollen.

Und bis 2029 möchte man fertig sein. Natürlich. In der EU funktioniert schließlich jedes Großprojekt pünktlich und im Kostenrahmen – von der Digitalisierung der Verwaltung über die Energiewende bis zum Berliner Flughafen.

Warum sollte ausgerechnet das Geldwesen da eine Ausnahme sein?

Der Nutzen: irgendwo zwischen „vielleicht“ und „naja“

Auf der Haben-Seite steht: Man kann irgendwann auch offline zahlen. Also so ähnlich wie mit Bargeld – nur dass es dann kein Bargeld mehr ist. Ein Fortschritt, der ungefähr so revolutionär wirkt wie die Erfindung des kabellosen Telefons, bei dem das Ladekabel halt einfach nur länger ist.

Der Rest? Laut Banken ungefähr so sinnvoll wie eine dritte Parkhauszufahrt an einer Stadt, die gerade das Auto abschaffen will.

30 Milliarden Euro Kosten für die Kreditwirtschaft – ohne erkennbaren Mehrwert. Aber keine Sorge, die EZB beruhigt: Das Eurosystem trägt die Kosten.
Was bedeutet: Du. Ich. Jeder, der Steuern zahlt. Also wir alle, die angeblich „so dringend“ ein neues Geldsystem brauchen, das exakt die Dinge kann, die wir längst täglich nutzen.

Die Politik: bremst – aber nicht aus Prinzip, sondern aus Verlegenheit

Im EU-Parlament ist der erste Abgeordnete bereits aufgefallen: Er wäre für den digitalen Euro – allerdings nur, wenn die Privatwirtschaft bis dahin nichts Vergleichbares baut.

Das ist ungefähr so, als würde man sagen: „Ich unterstütze das Rauchen – solange niemand vorher den Tabak verbrennt.“

Die Abgeordneten spüren natürlich, dass man sich mit einem digitalen Euro in eine politische Verantwortung begibt, die über das übliche EU-Mantra „Brüssel hat entschieden“ hinausgeht. Denn hier würde eine Zentralbank Zugriff auf Daten bekommen, die selbst Facebook als „ein bisschen viel“ empfinden würde.

Die Datenschutzbehörden: winken nicht, sie fuchteln

Die Datenschützer warnen bereits in einer Lautstärke, die man sonst nur vom Feueralarm in Ministerien kennt.
Warum?
Weil Online-Zahlungen standardmäßig rückverfolgbar sein sollen. Das ist nicht irgendeine Kleinigkeit – das ist der Einstieg in etwas, das man höflich „gläserischer Bürger“ nennen kann und unhöflich „staatlich zertifizierte Bewegungsprofile“.

Die Forderung: Wenigstens kleine Beträge anonym halten. Also der letzte Rest Privatheit zwischen Brötchen und Parkticket.

Die Realität: Steht im Entwurf nicht drin.
Man hat sich vermutlich gedacht: Wer nichts zu verbergen hat…
Der alte Klassiker autoritärer Fantasie.

Die Ironie der Geschichte

Die EZB verkauft den digitalen Euro als Garant der „europäischen Souveränität“.

Das klingt beeindruckend, bis man merkt: Dieselben Behörden, die uns erklären, man müsse die Abhängigkeit von Tech-Konzernen vermeiden, wollen gleichzeitig ein digitales Zahlungssystem etablieren, bei dem Google und Apple technisch an jeder Ecke mitverdienen, weil sie unsere Geräte, Betriebssysteme und App-Stores kontrollieren.

Aber gut. Solange man in Brüssel glaubt, dass Regulierung irgendwann in technologische Führerschaft umschlägt, wird man dort vermutlich auch weiterhin Gebäude bauen, die energieeffizient sind – wenn man mal davon absieht, dass die Türen nicht aufgehen.

Worum geht’s wirklich?

Jedenfalls nicht um Innovation.
Auch nicht um Komfort.
Nicht einmal um geopolitische Unabhängigkeit.

Es geht um Kontrolle und Standardisierung eines Bereichs, der bisher noch ein Rest Freiheit war: Bargeld und privates Bezahlen.
Und ausgerechnet in dem Moment, in dem das Vertrauen der Bürger in Institutionen im freien Fall ist, möchte man ihnen eine Währung andrehen, die technisch perfekt nachvollziehen kann, wer wann was bezahlt hat.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Und die Pointe?

Während man in Frankfurt und Brüssel fieberhaft an der „Zukunft des Geldes“ bastelt, passiert im echten Leben Folgendes:
Die Leute zahlen weiter bar. Sie verlassen sich auf das, was sie in der Hand halten – nicht auf „digitale Kapazitäten bis 2029“. Und sie ahnen es doch: Wenn ein Projekt gleichermaßen von Banken, Datenschützern, Bürgern und Parlamentariern misstrauisch betrachtet wird, dann liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass hier niemand ein Problem löst – sondern erst eines schafft.

Bis 2029 wird die EZB „bereit sein“. Die Frage ist nur: Wofür? Für die Zukunft – oder für ein europäisches Experiment, das niemand bestellt hat, aber jeder ausbaden muss?

Herzlichen Glückwunsch!

 

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