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Was macht die Gaslobby? – Wie fossile Interessen die deutsche Energiepolitik prägen

Der Ukraine-Krieg hat nicht nur globale politische Dynamiken verändert, sondern auch die Energiepolitik Deutschlands auf den Kopf gestellt. Die Bundesregierung entschied, auf günstiges russisches Gas zu verzichten – eine Entscheidung, die auf Druck der USA und unter dem Vorwand der Energiesicherheit getroffen wurde. Die Folge: Der rasche Bau von LNG-Terminals an den Nord- und Ostseeküsten, trotz massiver Proteste von Umweltverbänden. Doch hinter diesen Entscheidungen stehen nicht nur geopolitische Notwendigkeiten, sondern mächtige Akteure, die ihre Interessen geschickt durchgesetzt haben: die Gaslobby.

Die Rolle der Gasindustrie und das LNG-Beschleunigungsgesetz

Im Mai 2022 verabschiedete die Bundesregierung das LNG-Beschleunigungsgesetz. Ziel war es, die Errichtung von Flüssigerdgas-Terminals zu beschleunigen, um eine vermeintliche Gaslücke zu schließen. Doch schon damals war klar, dass die geplanten Anlagen in ihrer Dimension weit über das hinausgingen, was tatsächlich benötigt wurde. Der Bonner Politikwissenschaftler Bjarne Behrens kommt in seinen Analysen zu einem ernüchternden Ergebnis: „Der Bau fester LNG-Terminals war und ist völlig überflüssig – und die Bundesregierung wusste das bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes.“

rotzdem wurde das Gesetz verabschiedet. Warum? Die Antwort liegt in den Erzählungen der Gaslobby, die meisterhaft Narrative wie das des „wasserstofffähigen“ LNG-Terminals etablierten. Flüssigerdgas wurde als kurzfristige Lösung für die Energiekrise verkauft, während die langfristige Umrüstung auf Wasserstoff als bahnbrechende Zukunftstechnologie propagiert wurde. Doch dieses „Wasserstoff-Narrativ“ entpuppte sich längst als Trugbild.

Wasserstoff – Hoffnung oder Illusion?

Die Wissenschaft ist sich einig: Wasserstoff kann zwar eine Rolle in der Energiespeicherung spielen, doch die Umwandlungsverluste und der immense Energieaufwand machen ihn ungeeignet als generellen Ersatz für fossile Energieträger. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) weist zudem auf die enormen Kosten für die Umrüstung bestehender LNG-Infrastruktur hin. In den Planungsunterlagen der Terminals finden sich kaum konkrete Angaben zur angeblichen „H2-Readiness“. Stattdessen wird dieses Label von der Gasindustrie als grünes Feigenblatt genutzt – ein Paradebeispiel für Greenwashing.

Der Mythos vom „sauberen Gas“

Jahrelang präsentierte die Gasindustrie Flüssigerdgas (LNG) als „saubere Brückentechnologie“, die den Übergang zu erneuerbaren Energien erleichtern sollte. Doch Studien zeigen, dass LNG in seiner gesamten Wertschöpfungskette – von der Förderung über den Transport bis zur Wiederverdampfung – mindestens genauso klimaschädlich ist wie Kohle oder Öl. Insbesondere die Methanleckagen, die bei der Förderung und dem Transport auftreten, tragen massiv zum Treibhauseffekt bei. Dennoch konnte die Lobby erfolgreich den Eindruck erwecken, LNG sei eine klimafreundliche Alternative.

Lobbyismus auf Kosten der Demokratie

Während der Energiekrise saßen Vertreter der Gasindustrie regelmäßig bei Krisensitzungen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – Wissenschaftler und Umweltorganisationen hingegen wurden weitgehend ausgeschlossen. „Es waren vor allem Robert Habeck und Olaf Scholz, die das Wasserstoff-Narrativ so oft wiederholten, bis eine ‚Quasi-Wahrheit‘ daraus wurde“, erklärt Behrens. Die fossile Industrie nutzte die Krise, um den Druck auf die Politik zu erhöhen, und beschwor den drohenden „Untergang des Industriestandorts Deutschland“. Das Ergebnis: ein Gesetz, das nicht nur den schnellen Bau von LNG-Terminals ermöglichte, sondern auch Umweltprüfungen verkürzte und Bürgerbeteiligung einschränkte.

Die Macht der fossilen Industrie

Die fossile Industrie hat einen politischen Einfluss, der die Bemühungen um eine wirksame Klimapolitik systematisch untergräbt. Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) oder „Ende Gelände“ haben versucht, die Mythen um „sauberes Gas“ und „wasserstofffähige Terminals“ aufzudecken. Doch die Machtverhältnisse sind deutlich zugunsten der Industrie verschoben. Die LNG-Terminals, die als Antwort auf eine vermeintliche Energiekrise gebaut wurden, könnten Deutschland langfristig in eine fossile Sackgasse führen – ein sogenannter „fossiler Lock-in“, der die Klimaziele des Pariser Abkommens unerreichbar macht.

Ein teurer Irrweg

Die Energiekrise hat gezeigt, wie schnell sich Narrative etablieren lassen, wenn mächtige Industrien politische Entscheidungen beeinflussen. Statt in erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu investieren, hat Deutschland Milliarden in fossile Infrastruktur gesteckt, die sich als klimapolitischer Irrweg erweisen könnte. Der Preis für diesen Fehler wird nicht nur in CO₂-Bilanzen, sondern auch in verlorener Zeit und Glaubwürdigkeit gemessen.

Fazit: Der Weg nach vorn

Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, muss der Einfluss der fossilen Industrie drastisch reduziert werden. Es braucht eine Politik, die wissenschaftliche Erkenntnisse über wirtschaftliche Interessen stellt und langfristig denkt. Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von Energieeffizienz müssen im Mittelpunkt stehen – nicht neue fossile Abhängigkeiten. Die Zeit für Ausreden ist vorbei. Es ist Zeit zu handeln.

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Beitragsbild: pixabay.com – isakarakus

Dieser Beitrag wurde am 21.02.2025 veröffentlicht.

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