Eine internationale Recherche kooperiert mit ZDF Frontal, Follow The Money und The Guardian und enthüllt, dass deutsche Parteien über einen Zeitraum von vier Jahren das Zehnfache an intransparenten Spenden erhielten als in allen anderen untersuchten EU-Ländern zusammen.
Politische Parteien in Deutschland stehen vor einer wachsenden Finanzierungsfalle: Große Geldsummen fließen unkontrolliert in den Parteikästen, oft ohne klare Herkunft. Eine umfassende internationale Recherchekooperation, zu der renommierte Medien wie ZDF Frontal, das niederländische Investigativmedium Follow The Money und die britische Zeitung The Guardian gehören, hat alarmierende Missstände aufgedeckt.
Im Vergleich zu 21 anderen EU-Staaten erhielten die deutschen Parteien im Zeitraum von 2019 bis 2022 mehr als das Zehnfache an finanziellen Zuwendungen von Privatpersonen, Mandatsträgern und Unternehmen.
Im gesamten Untersuchungszeitraum von drei Jahren betrug das Spendenvolumen aller betrachteten Länder zusammen 937 Millionen Euro. Die sechs im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien kassierten davon beeindruckende 633 Millionen Euro – mehr als zwei Drittel des Gesamtbetrags. Auffallend ist, dass die Einnahmen aus Sponsoringaktivitäten der deutschen Parteien in dieser Bilanz nicht berücksichtigt wurden.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass in acht EU-Ländern, darunter auch Deutschland, keine Obergrenze für Parteispenden festgelegt ist. Zudem orientiert sich die staatliche Parteienfinanzierung in Deutschland an den aus anderen Quellen stammenden Geldern.
Dies verleiht Großspenden einen doppelten Vorteil: Unternehmen und vermögende Einzelpersonen erhalten privilegierten Zugang zur Politik und somit die Macht, ihre Interessen maßgeblich zu beeinflussen.
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Europäischer Vergleich der Parteispendenregeln
Die Regelungen und die Transparenz von Parteispenden variieren erheblich innerhalb der Europäischen Union. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die aktuellen Obergrenzen für Parteispenden in ausgewählten EU-Ländern:
Land | Juristische Person erlaubt | Obergrenze pro Spender und Jahr (€) |
Belgien | Ja | 2.000 |
Bulgarien | Verbot für Unternehmen | Keine für natürliche Personen |
Dänemark | Nein | Keine |
Deutschland | Nein | Keine |
Estland | Verbot | Keine für natürliche Personen |
Finnland | Ja | 30.000 |
Frankreich | Verbot für Unternehmen | 7.500 pro Jahr für natürliche Personen |
Griechenland | Verbot für Unternehmen | 20.000 für natürliche Personen |
Irland | Ja | 2.500 |
Italien | Ja | 100.000 |
Kroatien | Ja | 26.500 für juristische Personen, 4.000 für natürliche Personen |
Lettland | Verbot | 20 x Mindestlohn für natürliche Personen |
Litauen | Ja | Keine |
Luxemburg | Verbot | Keine für natürliche Personen |
Malta | Ja | 25.000 |
Niederlande | Nein | Keine |
Österreich | Ja | 7.500 |
Polen | Verbot für Unternehmen | 15 x Mindestlohn für natürliche Personen |
Portugal | Verbot für Unternehmen | 25 x Mindestlohn für natürliche Personen |
Rumänien | Ja | 500 x Mindestlohn für juristische Personen, 200 x Mindestlohn für natürliche Personen |
Slowakei | Ja | 300.000 |
Slowenien | Verbot | 10 x Durchschnittslohn für natürliche Personen |
Spanien | Verbot für Unternehmen | 50.000 für natürliche Personen |
Schweden | Nein | Keine |
Tschechien | Ja | 121.000 |
Ungarn | Verbot für Unternehmen | Keine für natürliche Personen |
Zypern | Ja | 50.000 |
Diese Übersicht verdeutlicht, wie fragmentiert die Regelungen in Europa sind und wie Deutschland in puncto Transparenz und Begrenzung von Parteispenden im Mittelfeld verbleibt.
Intransparenz als Grundursache
Im Jahr 2022 waren bei 77 % der Parteispenden in Deutschland von Unternehmen, Privatpersonen oder Mandatsträgern die Herkunft der Gelder der Öffentlichkeit nicht bekannt. Im Vergleich dazu gewährleisteten Länder wie Estland oder die baltischen Staaten hohe Transparenzstandards.
In Frankreich sind hingegen alle Parteispenden prinzipiell intransparent, allerdings dürfen Unternehmen dort keine Spenden an Parteien leisten, und natürliche Personen sind auf maximal 7.500 Euro pro Jahr beschränkt.
In Deutschland müssen erst Spenden ab 35.000 Euro (seit 2024 gegenüber den bisherigen 50.000 Euro gesenkt) unmittelbar nach Eingang an die Bundestagsverwaltung gemeldet und öffentlich gemacht werden. Alle weiteren Zuwendungen werden erst ein bis zwei Jahre später in den Rechenschaftsberichten offengelegt. Dies widerspricht dem Grundgesetz, das eine transparente Information der Bürger vor Wahlentscheidungen fordert.
Rekordspenden und steigende Intransparenz
Die Bundestagswahl 2021 war geprägt von einem Rekordspendenaufkommen von 113,5 Millionen Euro. Ein Jahr später sank dieser Betrag auf 60 Millionen Euro, doch die Unternehmensspenden stiegen sogar um etwa zehn Prozent auf 32 Millionen Euro. Hinzu kamen die Mandatsträgerbeiträge, sodass im Jahr 2022 insgesamt 136,5 Millionen Euro von natürlichen Personen an die Parteien überwiesen wurden.
Davon blieben 104,5 Millionen Euro (77 %) anonym, da sie unter der Veröffentlichungsschwelle von 10.000 Euro lagen. Die Hauptempfänger dieser undurchsichtigen Gelder waren die Unionsparteien CDU und CSU, gefolgt von der FDP.
Gefährdete Demokratie: Wege zur Reform
Die unzureichende Transparenz bei Parteispenden stellt eine erhebliche Bedrohung für die demokratische Integrität dar. Vermögende Einzelpersonen und Unternehmen haben die Möglichkeit, politische Entscheidungen maßgeblich zu beeinflussen, was den Nährboden für Korruption bereitet.
Dringende Reformmaßnahmen erforderlich:
- Festlegung von Obergrenzen für Spenden: Parteispenden und -sponsoring sollten auf maximal 50.000 Euro pro Spender und Jahr begrenzt werden, um übermäßigen Einfluss zu verhindern.
- Einrichtung einer unabhängigen Kontrollbehörde: Eine neue Institution mit umfassenden Kontroll- und Ermittlungsbefugnissen sollte geschaffen werden, um eine öffentliche Datenbank für Parteispenden zu betreiben und die Transparenz zu erhöhen.
- Senkung der Veröffentlichungsschwellen: Die Schwelle zur Offenlegung von Spenden muss deutlich gesenkt werden, beispielsweise auf 2.000 Euro. Namen von Spendern ab 2.000 Euro sollten bereits in den Rechenschaftsberichten erscheinen, um auch kleinere Beiträge transparent zu machen.
Ohne diese Reformen bleibt ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen staatlicher Finanzierung und privater Einflussnahme bestehen, das die Funktionsweise der Demokratie untergräbt.
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Dieser Beitrag wurde am 26.01.2025 erstellt.