Lange hatten sich Ministerien und Behörden davor gedrückt, in sozialen Netzwerken überhaupt in Erscheinung zu treten. Vielleicht erschien ihnen das nicht als seriös. Doch inzwischen überschlagen sie sich mit ihrer neuen Auffassung zeitgemäßer Öffentlichkeitsarbeit.
Kritik daran ist mehr als berechtigt, schaut man sich einmal die Honorare von Promis an, die für YouTube-Gastauftritte für Websites von Ministerien ausgegeben werden. Seit 2014 soll der Bund für derartige Gastauftritte sogenannter Influencer mehr als 100.000 Euro an Honoraren spendiert haben, glaubt man einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) vom Mai 2019.
Moderne Public Relation im Lichte der Regierung
Ungefähr 16 Schauspieler und Influencer haben ihre kostspieligen Gesichter einigen Plattformen von Ministerien inzwischen zur Verfügung gestellt, gesteht eine Antwort des Bundespresseamtes. Die FDP-Fraktion hatte eine entsprechende Anfrage gestellt und die NOZ hat es der Öffentlichkeit „gepetzt“. Der FDP-Abgeordnete Otto Fricke gibt zu bedenken, dass die Grenzen zwischen politischer Eigenwerbung und dem berechtigten Informationsauftrag dadurch leichtfertig verschmiert werden.
Schauen wir uns dazu ein paar Beispiele an:
- Der kubanische Choreograf (und Model) Jorge Gonzáles trat in einem Video, das im Auftrag des Bundesumweltministeriums für Klimaschutz in Auftrag gegeben wurde, kurz als „Klimapate“ auf und erhielt für seinen kleinen Service gleich über 4.000 Euro.
- Die YouTuberin Lisa Sophie Laurent war bei der Gagenverhandlung mit dem Bundesfamilienministerium offenbar geschickter und schraubte ihr Honorar auf gut 11.300 Euro hoch.
- Ihre „Kollegin“ Lisa Ruhfus moderierte im Jahre 2017 das Format #DeineWahl. Im Zuge dieser Darbietung durften vier junge YouTube-Stars samt Communitys unserer Kanzlerin Angela Merkel ein paar Fragen stellten. Der zuständige Haushälter musste dafür knapp 10.900 Euro berappen.
- Der Schauspieler Tom Wlaschiha erfuhr einen hohen internationalen Bekanntheitsgrad durch seine Rolle als „Mann ohne Gesicht“ in „Games of Thrones“. In diesem Fall zeigte er bereitwillig sein Gesicht dem Bundesentwicklungsministerium in kurzen Videos aus Krisengebieten an und kassierte dafür gut 44.700 Euro.
Ist die Kritik an der Ministeriums-PR berechtigt?
FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke führt weiter aus, dass es sehr wohl legitim sei, dass Influencer und Prominente die Bundesregierung im Internet dabei unterstützen, wichtige gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Doch wenn diese vermeintlich von der Sache so überzeugten Leute ihre Meinung nur gegen derartige Gagen preisgeben, dann bleibt die Glaubwürdigkeit ganz klar auf der Strecke.
Fricke fordert daher die Bundesregierung dazu auf, eine öffentliche Erklärung abzugeben, warum sie bestimmte Prominente für ihre Unterstützung der politischen Arbeit der Bundesregierung in dieser Höhe bezahlt hat.
Außerdem vermisst Fricke jegliche Transparenz darüber, wie sich diese Beträge zusammensetzen. Zukünftig solle die Bundesregierung im Vorfeld dafür Sorge tragen, dass es für jeden einsehbar ist, wenn Prominente für ihre Auftritte in Social-Media-Kanälen durch die Regierung bezahlt werden. Dies entspräche auch den allgemeinen Spielregeln im Journalismus.
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Dieser Beitrag wurde am 15.09.2021 erstellt.
21. September 2021 um 0:03
Hallo Rene,
ich halte es derzeit für keine gute Idee diese Aktivität von Dir weiter voran zu bringen.
Ich kann Deinen Zorn nachvollziehen, ich empfinde den Sumpf genauso frustrierend… Vielleicht liege ich auch falsch, aber sich derzeit auf diese Weise zur Zielscheibe zu machen… noch ein wenig abwarten 😉
Herzliche Grüße
Mad Magic