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Konzerne und Verbände betreiben jeden Tag Lobbyarbeit in Brüssel. Dazu nehmen sie viel Geld in die Hand und stellen überbezahltes Personal bereit. Darüber hinaus sind auch Nicht-EU-Staaten aktiv daran beteiligt, die Willensbildung innerhalb der EU zu ihrem Vorteil zu manipulieren.

Dabei gibt es etliche Lobby-Regeln, die die EU vor solchen Machenschaften schützen können. Diese konsequent anzuwenden, dazu fehlt offenbar der politische Wille.

Die nächsten Europawahlen finden am 9. Juni 2024 statt

Wir können und sollten alle froh sein, dass es die EU in dieser Form überhaupt gibt, denn sie ist der Garant dafür, dass so viele Staaten in friedlicher Koexistenz agieren und demokratische Politik gestalten. Das hat die EU durchaus zu einem wirtschaftlichen und geopolitischen Schwergewicht gemacht, das multinationalen Konzernen Regelungen aufzwingen und deren Einfluss auf die politischen Entscheidungen stark eingrenzen kann, so die Theorie.

So soll zum Beispiel der „Digital Markets Act“ die Macht der Digitalkonzerne im Zaum halten. Und das neue „Recht auf Reparatur“ schützt die Verbraucher und die Umwelt gleichermaßen. In diese Riege ist auch die Verpackungsverordnung einzuordnen, deren Zielrichtung in der Vermeidung von Verpackungsabfällen führt.

Last, but not least sollte in diesem Zusammenhang die EU-Lieferkettenrichtlinie genannt werden, die die Unternehmen (und Behörden) dazu verpflichtet, bei allem Tun die Umweltstandards und die Menschenrechte global im Blick zu haben. Dass damit die Aufgaben der Politik kurzerhand in die Verantwortung der Unternehmen und damit in private Hände ausgelagert werden, ist aus unserer Sicht eine berechtigte Kritik.

Verständlicherweise wehren sich die Konzerne auch und gerade mit ihrer Lobby-Arbeit gegen Regeln, die sie belasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit schmälern. Sogar Regierungen anderer Staaten nehmen gezielt Einfluss auf die EU, und zwar in einer korrupten Art und Weise, die wohl kaum etwas mit Diplomatie oder Lobbyismus zu tun hat.

Fakt ist, dass die EU-Kommission gezielt viele Konzerne in ihre Gesetzgebungsarbeit einbindet. Dazu sollte man wissen, dass die Unternehmen die vielen aktuellen Krisen auf dieser Welt immer wieder als zum Teil schlagkräftiges Argument gegen neue Auflagen und Regeln anführen.

Ein Instrument, dessen sich die Unternehmen gern bedienen, ist die Einbindung von Abgeordneten via Nebentätigkeiten in die Lobbyarbeit, wie es zum Beispiel bei Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die im Deutschen Bundestag stets vehement für Aufrüstung und Waffenlieferungen eintritt, überdeutlich zum Ausdruck kommt. Im Moment geht es aber vorrangig um Abgeordnete und hohe Beamte, die bislang in der EU-Kommission an Kontrollmechanismen für die Konzerne gearbeitet haben.

Im EU-Parlament wurden jedenfalls nie Sanktionen für Regelverstöße in Sachen Transparenz und Integrität verhängt, wenngleich die Durchsetzung der Lobbyregeln immens wichtig ist, um bereits die Entstehung von Machtungleichgewichten durch massiven Lobbyismus zu verhindern.

Während der letzten zehn Jahre haben die 50 größten Konzerne ihre EU-Lobbyausgaben um fast 70 Prozent nach oben geschraubt. Da können kleine Unternehmen und zivilgesellschaftliche Initiativen einfach nicht mithalten. Werfen wir mal einen Blick auf paar exemplarische Zahlen:

Unternehmen                                                                     Lobby-Jahresbudget / Mio. €

Fleishmanhillard                                                                                   11,4

Verband der Europ. Chem. Industrie (CEFIC)                                     10,7

Meta (Facebook)                                                                                    9,0

FTI Consulting                                                                                        8,2

Microsoft                                                                                                 7,0

Bayer                                                                                                      7,0

Apple                                                                                                      7,0

Burson Cohn & Wolfe                                                                             6,1

Insurance Europe                                                                                   6,0

Google                                                                                                    6,0

Europ. Vereinigung Pharma-Industrie plus Verbände (EFPIA)               5,5

Shell                                                                                                        4,0

Was jetzt an den EU-Lobbyregeln dringend zu verbessern wäre

Um die bestehenden Regeln durchsetzen zu können, braucht es eine unabhängige, schlagkräftige Kontrollinstitution, die mit umfangreichen Ermittlungsbefugnissen auszustatten ist. Ein EU-Transparenzregister, das seinem Namen alle Ehre macht, sollte insbesondere auf die sogenannten „Seitenwechsel“ von Kommissaren, Beamten und anderen Mitarbeitern mit aller Schärfe angewendet werden. Vor allem muss die unerträgliche Intransparenz im EU-Rat endlich zu Fall kommen.

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Dieser Beitrag wurde am 02.06.2024 erstellt.

Wahrscheinlich ist es ja schon, landen doch fast alle Unhaltbaren früher oder später in diesem Auffangbecken.

Zunächst einmal wird Habecks Staatssekretär Patrick Graichen (beide Grüne) in den „einstweiligen Ruhestand“ versetzt. Keine Angst, finanziell so richtig schlecht wird es ihm dort nicht gehen. In einer Pressekonferenz erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Entscheidung. Ausschlaggebend sei ein sogenannter Compliance-Verstoß gewesen, der bislang nicht öffentlich diskutiert worden ist. Habeck selbst wisse erst seit wenigen Tagen von dieser Angelegenheit.

Bereits im November 2022 hat Graichen eine ganze Liste mit Projektskizzen gebilligt. Eine davon umreißt ein Vorhaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), genauer gesagt dessen Landesverbandes Berlin. Zufällig gehört Graichens Schwester dem Vorstand dieser Organisation an. Dabei geht es um die begehrte Projekt-Einstufung „förderwürdig“, die in diesem Fall mit einer Mittelvergabe von 600.000 Euro verknüpft ist, wobei nach Habecks Angaben aber noch kein Geld geflossen sei.

Die ministeriumsinternen Ethik-Regeln (Compliance) hätten es allerdings vorgeschrieben, diesen Vorgang eben gerade nicht Graichen zur Abzeichnung vorzulegen. Es handelt sich also bei einem derartigen Compliance-Verstoß auch um einen klaren formalen Fehler im Prozedere. Insofern war Habecks Formulierung schon richtig: „Es ist der eine Fehler zu viel.“

Es fing damit an, dass merkwürdigerweise Graichens Trauzeuge den Chefposten bei der DENA (Deutsche Energie-Agentur) bekommen hat. Graichen war hier maßgeblich am Prozess der Vorauswahl beteiligt, hatte seine Bekanntschaft mit dem Kandidaten aber nicht „an die große Glocke“ gehängt.

Pascal Meiser fungiert als Obmann im Wirtschaftsausschuss für die Linksfraktion. Er findet, dass die ganze Debatte zunehmend zu einer Belastung für die Energiewende und damit auch für den Klimaschutz geworden ist. Habecks Ministerium müsse jetzt dringend das Maß der Befangenheit von Staatssekretär Philipp im Rahmen der Fördermittelvergabe prüfen. Der Wirtschaftsstaatssekretär Udo Philipp ist unter anderem für die Start-up-Szene verantwortlich und ist aber selbst an mehreren dieser Firmen beteiligt, so eine Recherche von Business Insider.

Michael Kruse ist der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und bemerkt, dass durch Graichens Entlassung nun ein „Machtvakuum in der Führungsspitze des Ministeriums“ entsteht, das zum Wanken des Zeitplans für das Gebäudeenergiegesetz führen wird. Der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) fügte dem hinzu, dass die vermeintliche „Unersetzlichkeit“ Graichens dem Parlament eine zügige Entscheidungsfindung verhageln wird.

Tatsächlich gilt Graichen als der Architekt der Gesetzesnovelle. Darin ist vorgesehen, dass ab 2024 nur noch solche Heizungen neu angeschafft werden dürfen, die Wärme erzeugen, die zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien generiert wird. Faktisch ist dies ein Verbot für Gasheizungen, die viele Menschen gerade erst neu in ihren Häusern installiert haben.

Der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert mahnte an, dass die Opposition die Entlassung Graichens dazu nutze, die Debatte über die Klima- und Energiepolitik rein personalpolitisch zu führen. Dabei sei es viel wichtiger, dass wir alle gemeinsam um die richtigen Wege in der Energiepolitik ringen, um den Klimaschutz gerecht zu organisieren.

Die Union geht indes sogar noch einen Schritt weiter. Wegen des Ausscheidens Graichens sei nun auch Habeck selbst beschädigt und müsse Verantwortung übernehmen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete und Chefin der Mittelstandsunion (MIT) Gitta Connemann sagte, dass es um mehr gehe als nur um den Fehler eines Staatssekretärs.

Das Problem liege im System, denn längst stehe fest, dass das ganze Wirtschaftsministerium mit einem Netzwerk überzogen sei. Graichen und Co. haben bewusst ausschließlich ihre Leute an strategischen Stellen platziert. Was wusste Wirtschaftsminister Habeck darüber und warum hat er einfach weggeschaut und die Dinge so laufen lassen? War er an dem Geschehen aktiv beteiligt oder einfach nur überfordert?

Wenn Habeck in diesen Fragen keine Klarheit schafft, ist auch er in seinem Amt nicht mehr zu halten, ergänzte Connemann. Aber wie gesagt, wir meinen, jeder kann ja die Treppe nach oben stolpern und dann im EU-Parlament weiter Schaden anrichten.

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Dieser Beitrag wurde am 26.06.2023 erstellt.