Schlagwortarchiv für: Großspender

Am 6. November 2024 zerbrach die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Binnen zwei Wochen nach dem politischen Erdbeben flossen rund zwei Millionen Euro an Großspenden an deutsche Parteien. Ein erstaunlicher Zufall – oder ein Spiegel des neuen politischen Machtpokers?

Transparenz durch das Parteiengesetz

Das deutsche Parteiengesetz sorgt in solchen Fällen für Transparenz: Spenden, die 35.000 Euro übersteigen, müssen unverzüglich bei der Bundestagsverwaltung gemeldet werden. Diese veröffentlicht die Beträge und die Namen der Spender auf ihrer Website.

Ein prominentes Beispiel für solche Großspenden lieferte die Partei Volt. Am 15. November 2024 erhielt sie eine Million Euro von Thadaeus Friedemann Otto, einem Musiker aus Goslar und Parteimitglied. Otto war bereits in der Vergangenheit durch großzügige Spenden an Volt aufgefallen.

Auch die CDU konnte sich über erhebliche Zuwendungen freuen: Vier Großspenden summierten sich auf insgesamt 610.000 Euro. Die Gelder kamen von Unternehmern wie Philipp Graf Schack von Wittenau (Düsseldorf), Stephan Schambach (Berlin), Andreas Lapp (Stuttgart) und der Hamburger „Aquila Capital Holding GmbH“.

Die FDP erhielt ebenfalls eine Finanzspritze von drei Großspendern: Die Deutsche Vermögensberatung AG (Frankfurt), Dirk Ahlers (Hamburg) und die Göpel Vermögensverwaltung (Leipzig) steuerten insgesamt 290.000 Euro bei.

Die SPD und das Bündnis Solidarischer Wandel (BSW) profitierten ebenfalls, wenn auch in kleinerem Umfang: Die Dr. Theiss Naturwaren GmbH (Homburg) spendete der SPD 60.000 Euro, während die Horizontwerke GmbH (Freiburg) dem BSW 50.000 Euro zukommen ließen.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Die zehn größten Parteispenden 2024

Eine Übersicht der größten Einzelspenden des Jahres 2024 zeigt, dass vor allem kleinere Parteien wie das BSW und Volt von großzügigen Unterstützern profitieren konnten. Besonders auffällig: Das BSW erhielt mehrere Millionenspenden und führt die Rangliste an.

ParteiBetrag (€)Spender
BSW4.090.000Thomas Stanger
BSW1.200.000BSW – Für Vernunft und Gerechtigkeit e.V.
Volt1.000.000Thadaeus Friedemann Otto
BSW990.000Thomas Stanger
CDU500.000Christoph Kahl
CDU300.000Stephan Schambach
CDU300.000Stephan Schambach
FDP200.000Deutsche Vermögensberatung AG
Volt180.000Thadaeus Friedemann Otto
Grüne161.300Campact e.V.

Großspenden explodieren – eine politische Momentaufnahme

Ein Blick auf die Gesamtverteilung der Großspenden im Jahr 2024 verdeutlicht die ungleiche Verteilung der Gelder. Insgesamt wurden bisher fast 13 Millionen Euro an Großspenden gemeldet, wobei allein das BSW mit 6,4 Millionen Euro den Löwenanteil erhielt. Im Vergleich dazu wirkte das Jahr 2023 mit lediglich 3,3 Millionen Euro fast bescheiden.

ParteiSpenden 2024 (€)
BSW6.400.000
CDU2.900.000
Volt1.400.000
FDP750.000
Grüne440.000
SPD310.000
MLPD230.000
WerteUnion200.000
Linke70.000
CSU50.000
DKP50.000

Deutschland im internationalen Vergleich

Während in Deutschland Unternehmen und Privatpersonen unbegrenzt an Parteien spenden dürfen, sieht das in anderen Ländern ganz anders aus. In Frankreich beispielsweise sind Unternehmensspenden an Parteien generell verboten, und Privatpersonen dürfen nicht mehr als 7.500 Euro pro Jahr spenden.

Neue Transparenzpflicht – ein Faktor für die Rekordsummen?

Ein Grund für die außergewöhnlich hohen Spenden im Jahr 2024 könnte die neue Transparenzregelung sein. Seit März 2024 müssen Spenden über 35.000 Euro unverzüglich öffentlich gemacht werden. Zuvor lag die Meldegrenze bei 50.000 Euro. Hätte die alte Regelung noch gegolten, wären lediglich elf Millionen Euro an Großspenden sichtbar geworden – zwei Millionen weniger als unter den aktuellen Bestimmungen.

Doch die Gesetzesänderung allein erklärt den Spendenboom nicht. Vielmehr zeigt sich, wie stark finanzielle Unterstützung in Deutschland mit politischen Umbrüchen verknüpft ist. Der Bruch der Ampelkoalition hat offenbar private und unternehmerische Geldgeber motiviert, ihre Favoriten im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl zu stärken.

Fazit: Ein fragiles Gleichgewicht

Die Offenlegung der Parteispenden wirft ein Schlaglicht auf die enge Verflechtung von Politik und Geld. Während die neue Transparenzregelung einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, bleibt die Frage: Wie unabhängig können politische Entscheidungen sein, wenn große Summen von wenigen Akteuren stammen?

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland bei der Regulierung von Parteispenden großzügig ist. Ob eine strengere Begrenzung, wie in Frankreich, langfristig für mehr Vertrauen in die Demokratie sorgen würde, bleibt offen – die Diskussion darüber ist jedoch überfällig.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Dieser Beitrag wurde am 26.01.2025 erstellt.

Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl ist es nur folgerichtig, dass das Thema Parteispenden jetzt wieder so richtig im Rampenlicht steht und ausgerechnet das Corona-Jahr 2021 schießt in der Sache sozusagen den Vogel ab. Schon während der ersten acht Monate des Jahres flossen mehr Großspenden an die Parteien als in allen Jahren zuvor, das haben der Spiegel und Abgeordnetenwatch gemeinsam herausgefunden.

Ausgerechnet die beiden Billigketten TEDi und Woolworth spendeten jeder plakativ 100.000 Euro der FDP mit den Worten, dass diese „wie keine andere Partei die Interessen von Menschen mit geringfügiger Beschäftigung vertritt“. Das löste natürlich eine gewisse Häme in den sozialen Netzwerken aus.

Es ist gut, dass im Jahre 2002 die Offenlegungspflicht für Großspenden eingeführt worden ist, denn seit knapp 20 Jahren müssen die Parteien nun Spenden über 50.000 Euro beim Bundestag anmelden und dessen Präsident sorgt dann für deren Veröffentlichung im Internet.

Die bisherigen Parteispenden des Jahres 2021

Es geht immerhin um 8,4 Millionen Euro von 56 Großspendern. Auch 2017 war die Spendenbereitschaft unmittelbar vor der Bundestagswahl mit 6,8 Millionen Euro ganz besonders hoch. Die Aktivisten in der Sache sind jedes Mal Konzerne, Verbände, aber auch wohlhabende Privatpersonen.

Dass Parteispenden beim Wahlkampf außerordentlich hilfreich sein können, darüber müssen wir nicht lange philosophieren. Und genau darin liegt das Problem, es geht schlicht und einfach um Ungerechtigkeit beziehungsweise ungleiche Startbedingungen:

Partei              Spenden bis September 2021 (ca.)
FDP                3.200.000 €
CDU               2.800.000 €
GRÜNE          1.900.000 €
Die PARTEI       280.000 €
CSU                  121.400 €
SPD                  100.000 €
dieBasis              59.300 €
Linke                        nichts
AfD                           nichts

Die Gesetzentwürfe der Grünen und der Linkspartei zur Begrenzung von Privatspenden und zum Verbot von Unternehmensspenden wurden im Bundestag wiederholt abgelehnt. Die SPD wollte die Höhe der Spenden auf 100.000 Euro deckeln, was in einen ausgewachsenen Krach innerhalb der Koalition mündete. Also blieb es dabei, dass Unternehmen, Verbände oder private Spender beliebigen Parteien Geld in unbegrenztem Ausmaß zuschanzen können, eben so, wie es das Parteiengesetz nach wie vor vorsieht.

  • Interessant ist, dass es sich in diesem Jahr 2021 bei zwei Dritteln der Meldungen um Privatspenden handelt, so hoch war dieser Anteil noch nie. Schauen wir uns dazu ein paar beachtenswerte Beispiele an:
    Eine Million Euro war die bislang höchste Einzelspende, die die Grünen jemals erhielten. Es geschah im April 2021, der überaus großzügige Spender war der Softwareentwickler Moritz Schmidt, der wohl sehr viel Geld mit Bitcoins verdient hatte.
  • Der Unternehmer Georg Kofler möchte eine Regierungsbeteiligung der Grünen gern verhindern und unterstütze deshalb die FDP mit 750.000 Euro, ebenfalls im April 2021.
  • Die CDU bekam 500.000 Euro vom Immobilienunternehmer Christoph Kahl, der so etwas nicht zum ersten Mal machte.
  • Bereits im Februar 2021 spendete der Pharmaerben Antonis Schwarz 500.000 Euro an die Grünen. In Anlehnung an „abgeordnetenwatch“ hat er in Griechenland das Frageportal „vouliwatch“ ins Leben gerufen.
  • Im August 2021 traf eine Überweisung in Höhe von 100.000 Euro durch die Deutsche Vermögensberatung AG bei den Grünen ein.

Gerade die Grünen wollten ja in ihrem Wahlkampf mit der Forderung nach einer Deckelung der Privatspenden auf 100.000 Euro punkten. Und Spenden von Konzernen wollten sie gleich ganz verbieten. Wie passt das eigentlich zusammen? Diese Frage beantwortete eine Sprecherin der Grünen kürzlich so logisch: „Solange es die angestrebte gesetzliche Neuregelung noch nicht gibt, wollen wir uns im politischen Wettbewerb jedoch nicht schlechter stellen als unsere Mitbewerber*innen, denn Regeln müssen für alle gelten.“

Das Meinungsbild ist unterschiedlich

Auch die Linken haben in ihr Wahlprogramm die Ablehnung von Parteispenden aufgenommen. Die FDP dagegen mag auf Großspenden nicht so gern verzichten, auch nicht in der Zukunft. Ihre Sprecherin sieht es so, dass das Werben der Parteien um Spenden durchaus ein Teil des politischen Wettbewerbs ist. Die CDU antwortete lieber erst gar nicht auf eine entsprechende Anfrage. Logisch, denn in ihrem Wahlprogramm steht dazu nichts geschrieben. Die SPD setzt sich unbeirrt für eine Spendenbegrenzung auf 100.000 Euro ein, wobei sie Konzernspenden gar nicht so schlecht findet, immerhin hat sie zumindest von der Deutschen Vermögensberatung AG etwas Ansehnliches bekommen.

Liste der beim Bundestag gemeldeten Großspenden über 50.000 €
im Zeitraum 1. Januar bis 26. August 2021:

Spender                                              Empfänger         Summe in €           Datum
Moritz Schmidt                                     Die Grünen         1.000.000               12.04.2021
Georg Kofler                                        FDP                        750.000               29.04.2021
Antonis Schwarz                                  Die Grünen            500.000               15.02.2021
Christoph Alexander Kahl                    CDU                       500.000               09.06.2021
Flossbach von Storch AG                    FDP                        431.452               14.06.2021
Droege Group AG                                CDU                       300.000               09.07.2021
Deutsche Vermögensberatung AG      CDU                       300.000               13.07.2021
Global Shopping Collective GmbH      Die PARTEI            280.007               18.06.2021
Otto Max Hans-Georg Näder              CDU                        250.000               25.08.2021
Hans Georg Näder                              FDP                         250.000              13.08.2021
Stephan Schambach                           FDP                         200.000              17.05.2021
Gröner Family Office GmbH                FDP                         200.000              07.07.2021
Deutsche Vermögensberatung AG      FDP                         150.000              07.07.2021
Sixt GmbH                                           CSU                         121.381              02.07.2021
Deutsche Vermögensberatung AG      Die Grünen              100.000              20.08.2021

Dass Spenden via Strohmänner an politische Parteien nicht aus reiner Menschenliebe erfolgen, liegt auf der Hand und war daher zu Recht auch immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. Stellt sich also die Frage, wer und warum hat zurzeit so viel Interesse an einer Regentschaft der Grünen.

Falls Sie großen Parteispenden gegenüber kritisch eingestellt sind, können Sie zum Beispiel darüber nachdenken, ob Sie Petitionen wie „Unternehmensspenden an Parteien verbieten, Privatspenden begrenzen“ unterzeichnen möchten.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Dieser Beitrag wurde am 15.09.2021 erstellt.