Politik

Apothekensterben trotz Reform: Kritiker zerpflücken Lauterbachs Pläne

Nach der Corona-Pandemie und der Cannabisfreigabe geht es immer weiter mit sperrigen Themen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu schaffen machen. Mit seinen Orders per Mufti stößt er zumindest in der Fachwelt auf massive Kritik.

Betrachten wir dazu das geplante, hochumstrittene Apotheken-Reformgesetz. Eigentlich soll es dem bedauernswerten Apothekensterben entgegenwirken. Doch ausgerechnet bei Apothekern stößt das Gesetz auf deutlichen Widerstand.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA (früher Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker) Gabriele Regina Overwiening wettert unumwunden, dass des Ministers Plan viele Apotheken in den Ruin treiben wird. Und der CEO von Noweda Michael Kuck ergänzt dazu, dass unbedingt die Strukturen vor Ort zu stärken sind, doch Lauterbachs Reform bewirke genau das Gegenteil.

Overwiening erläutert weiter, dass Lauterbachs Reformpläne einen grundsätzlich falschen Ansatz verfolgen. Im Fokus jeglicher Reform sollte unbedingt die Vergütung der Leistungen der Apotheken stehen, damit deren Betrieb in der Fläche endlich wieder rentabel wird. Es sei zu bedenken, dass die Apotheken trotz zunehmender Lieferengpässe große Anstrengungen darauf verwenden, die Menschen ausreichend mit Arzneimitteln zu versorgen.

Lauterbachs Dilemma besteht in der Tat darin, dass die Krankenkassen unter den stetig wachsenden Gesundheitsausgaben zunehmend ächzen und der Bundeshaushalt ist nicht mehr in der Lage, hier für Ausgleich zu sorgen, da ja gerade der Verteidigungsetat so en vogue ist. Insofern bleibt dem Gesundheitsminister gar nichts anderes übrig, als die knappen Mittel umzuverteilen.

Doch die Annahmen, auf denen Lauterbachs Anpassung der Honorierung fußt, sind einfach falsch, erklärte Kuck dazu. Im Grunde genommen nimmt Lauterbach nur eine marginale Umverteilung vor, bei der den ohnehin geschwächten Apotheken Mittel entzogen werden, ohne das andere dadurch gestärkt werden. So jedenfalls sei keine Apotheke mehr in der Lage, teure Medikamente vorhalten zu können.

Peter Struck (SPD) sagte einmal ganz treffend: „Kein Gesetz verlässt den Bundestag so, wie es hineingekommen ist.“ Das ist in diesem Fall ein gewisser Anlass zu Hoffnung.

Gegenüber dem ZDF bezeichnete der Apotheker Ulrich Stamm in Meerbusch (NRW) die Umverteilungspläne des Gesundheitsministers als blanken Unsinn, weil die Betriebskosten mit Blick auf eine solche Kompensierung deutlich zu hoch seien. Deshalb werden und müssen die Apotheken in Ballungsgebieten unter dem Kostendruck implodieren.

Ein Herzstück von Lauterbachs Apothekenreform ist die Möglichkeit der „digitalen Zuschaltung“ eines approbierten Apothekers durch die PTA-Vertretung (pharmazeutisch-technischer Assistent), was im Übrigen von den meisten PTA abgelehnt wird, sehen sie sich doch nicht als „billigen Ersatz“. Gabriele Regina Overwiening betont dazu noch einmal, dass die Pläne des Bundesministeriums für Gesundheit ganz konkret eine Kürzung der Leistungen für die Patienten bedeutet.

Nachdem der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) die Beckersche Apotheke in Bad Waldsee aufgesucht hat, ging er mit Lauterbach hart ins Gericht: Karl Lauterbach glaube wohl, er sei der Einzige, der Ahnung von der Materie hat. Doch er mache einen Fehler, wenn er ausschließlich auf die großen Strukturen setze und die kleinräumigen dabei vernachlässigt.

Der Apotheker Florian Becker ist auch Vizepräsident des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg. Er hat seine Kritik am Apotheken-Reformgesetz gegenüber Manfred Lucha ausführlich erläutert, indem er sagte, dass der Reformentwurf ja darauf abziele, die Apotheken dadurch zu retten, indem diese Kosten einsparen.

Allein, die so erreichbaren Einsparungen betragen jährlich im besten Fall gerade mal 6000 Euro. Damit können Sie keine einzige Apotheke retten, wohl aber die gesamte Struktur zerstören.

Lucha hat gut verstanden, was Becker meint, und bezeichnet Lauterbachs Vision der „Apotheke-light“ als reines „Drogerie-Modell“, das den Konkurrenzdruck auf die etablierten Apotheken nur noch weiter verschärft. Deshalb hofft die baden-württembergische Landesregierung, dass sie diese Reform noch im Bundesrat ausbremsen kann.

Aufgrund der lobenswerten ABDA-Initiative „Wir müssen reden“ haben schon mehrere andere Politiker die Apotheke von Florian Becker besucht und vor Ort die schwierige Lage gut verstanden.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2024 erstellt.

Bitte teilen Sie diesen Beitrag

Das könnte Sie auch interessieren:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert