Wi-Fi Sensing: Unsichtbare Überwachung in Ihrem eigenen Haus?
Es gab Zeiten, da brauchte Überwachung noch Mühe. Kameras mussten installiert, Mikrofone versteckt und irgendwo ein schlecht bezahlter Mitarbeiter in einer dunklen Kammer platziert werden, um Sie im Auge zu behalten. Heute reicht ein Gerät, das fast jeder im Haus hat – Ihr WLAN-Router.
Forscher der Universität La Sapienza in Rom – ja, das ist keine Verschwörungsecke auf Telegram, sondern eine seriöse Uni – haben ein System entwickelt, das auf den harmlos klingenden Namen WhoFi hört.
Das Prinzip: Es analysiert, wie Wi-Fi-Signale von Ihrem Körper reflektiert werden, und erstellt daraus einen einzigartigen biometrischen Fingerabdruck. Die Ergebnisse, veröffentlicht in Proceedings of the IEEE (Mancini et al., 2025), sind erschreckend: über 95 % Trefferquote bei der Identifizierung einzelner Personen – ganz ohne Kamera, Handy oder tragbare Geräte.
Das funktioniert nicht nur, wenn Sie brav vor dem Router stehen. Es geht durch Wände, in völliger Dunkelheit und theoretisch überall dort, wo ein Wi-Fi-Signal hinreicht. Mit handelsüblichen Routern, wohlgemerkt. Das ist keine geheime Militärtechnologie mit Millionenbudget, das ist eine Option im Menü, die bisher nur niemand anklickt. Noch nicht.
Und damit sind wir beim wirklich Unangenehmen: Technisch ist das jetzt schon für ganz Alltägliches nutzbar.
- Personenzählung: Erkennen, wie viele Menschen sich im Haus befinden – oder in welchem Raum.
- Bewegungsprofile: Sehen, wann Sie sich ins Bett legen, wann Sie aufstehen, ob Sie Besuch haben.
- Vitaldaten: Forschungsprojekte wie WiTrack haben gezeigt, dass sogar Atemfrequenz und Herzschlag per WLAN gemessen werden können.
- Verhaltensanalyse: Mit genug Daten kann man Muster ableiten – z. B. wann Sie nicht zuhause sind.
Natürlich sagen die Forscher, das sei „nur ein Prototyp“ und „für sinnvolle Anwendungen“ gedacht – also Sicherheitsdienste, Smarthome, Einzelhandelsanalysen. Übersetzt: Alles, was technisch möglich ist, wird auch irgendwann gemacht.
Die Frage ist nicht ob, sondern wann.
Fazit
Wir leben längst in einem Funk-Aquarium. Der Unterschied zu früher: Heute sehen die Fische nicht, dass die Glasscheibe durchsichtig ist. Aber glauben Sie ruhig weiter, Ihr WLAN sei nur zum Netflix-Schauen da. Die unsichtbaren Augen brauchen keinen Stecker im Fernseher – sie sind schon da.
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