Die Süddeutsche Zeitung, der WDR und der NDR hatten sich ja mit den sogenannten Uberfiles beschäftigt und den damit verbundenen Lobbyskandal publik gemacht. Im Zuge dieser Recherchen stieß man unter anderem auch auf den renommierten Wettbewerbsökonomen Justus Haucap, dessen Beratungsfirma DICE Consult GmbH im Jahre 2014 tief in die Lobbyarbeit des Fahrdienstleisters Uber verstrickt war.
Es ging dabei um Auftragsforschung zum Taxigewerbe, wobei Haucap einen tendenziellen Meinungsbeitrag in der FAZ platzierte, der die Liberalisierung des Marktes klar favorisierte. Selbstverständlich ließ sich Uber diesen Service einiges kosten.
Tätig ist Haucap am öffentlichen DICE-Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dessen wissenschaftliche Reputation hat er praktischerweise gleich für seinen Firmennamen mitverwendet, um weitere problematische Auftragsstudien wie jene für die European Cloud Alliance (ECA), das ist eine Brüsseler Lobbygruppe, die Microsoft besonders nahesteht, an Land zu ziehen.
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Darin ging es um die ökonomische Bedeutung von Cloud Computing im Hinblick auf die europäische Wirtschaft insgesamt. Ein erneuter Meinungsartikel von Haucap zum Thema Clouds im Meinungsartikelportal der EU (euractiv.com) ließ dann auch nicht lange auf sich warten.
Diese ECA ist schon eine komische Konstruktion von Microsoft, das nach wie vor aktives Mitglied in dem Lobbyverband ist, wobei die anderen Mitglieder merkwürdigerweise unbekannt sind. Wir wissen aber immerhin, dass der größte Konkurrent und Anführer des Cloud Computings Amazon hier kein Mitglied ist. Finanziert wird die ECA durch die Lobbyagentur Apco Worldwide, in deren Brüsseler Büro zugleich ihr Sitz offiziell gemeldet ist.
Ganz zufällig befinden sich die Lobbybüros von Microsoft gleich direkt im Nachbargebäude. Kim Gagné war einst Cheflobbyist bei Microsoft, jetzt arbeitet er für Apco Worlwide und vertritt den Verband fleißig bei allen EU-Institutionen.
Kommen wir noch einmal zurück auf die Gründung der DICE Consult GmbH, die sich kommerzieller Auftragsstudien verschrieben hat und auf deren enge personelle Überschneidung mit dem Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE). In beiden Institutionen sind diese Mitarbeiter zu finden:
- Haucap (Partner)
- Marc Feist (Öffentlichkeitsarbeit)
- Christian Wey
- Ulrich Heimeshoff
- Dr. Hans-Theo Normann
- Michael Coenen (Partner)
- Susanne Thorwarth (Managing Director bei DICE Consult)
Die institutionelle Verschränkung beider Einrichtungen wurde sogar bewusst im Gesellschaftsvertrag der ausgegründeten DICE Consult GmbH festgeschrieben. Und auf ihrer Webseite wirbt die Firma auch noch frech und unverhohlen mit der Reputation des gleichnamigen Universitätsinstituts.
Wir wissen, dass Ausgründungen an den Universitäten durchaus üblich sind. Dies betrifft insbesondere die naturwissenschaftlich-technischen Bereiche. Das ist nicht fragwürdig, sondern sogar sinnvoll.
In diesem Fall liegt aber die Besonderheit vor, dass die DICE-Professoren durch die Kunden des Beratungsunternehmens in einen Interessenkonflikt gebracht werden können, und zwar immer dann, wenn öffentliche Forschung mit zahlungskräftigen Kunden konfrontiert wird, die ein bestimmtes Forschungsergebnis favorisieren. Ja, so etwas gibt es, viel öfter als Sie vielleicht denken. Im Lebensmittelbereich zum Beispiel sind beschönigende Studien gang und gäbe.
Dabei soll Wissenschaft immer unabhängig und ergebnisoffen sein. Genau davon kann beim DICE-Institut mit seiner intensiven Verzahnung mit der gleichnamigen Beratungsfirma gar keine Rede sein.
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